Sonntag, 29. November 2015

„Bridge of Spies“ mit Tom Hanks

Wie geht man mit einem Feind um, der nicht klar hervortritt? Wie geht man, mit einem Kämpfer dieses Feindes um, wenn man seiner habhaft wird? Gelten für ihn die Gesetze, in der gleichen Art wie für uns Bedrohte?
Es sind letztlich die gleichen Fragen, denen man sich stellen muss, angesichts des Terrors heute und der Spionagepraktiken des Kalten Krieges.Steven Spielberg bringt die wahre Geschichte um den Austausch der gefangenen Spione Rudolf Abel (UdSSR), gespielt von Mark Rylance, und Francis Gary Powers (USA) auf die Leinwand. Rudolf Abel wird vom FBI enttarnt und festgenommen. Er wird der Spionage angeklagt. Als Verteidiger wird ihm der Versicherungsanwalt James Donovan, gespielt von Tom Hanks, als Verteidiger zur Seite stellt. Donovan besteht darauf, dass auch für einen feindlichen Spion die Gesetze der USA, welche jedem Angeklagten ein faires Verfahren garantieren sollen, gelten. Das sei es, was die Vereinigten Staaten von anderen Staaten positiv unterscheide. Als Francis Gary Powers während eines Spionageflugs über der UdSSR abgeschossen, verhaftet und ebenfalls verurteilt wird, erhält Donovan den Auftrag, einen Gefangenenaustausch zwischen den USA und der UdSSR auszuhandeln.
Die erste Hälfte des Filmes ist besser als die zweite. Hier erkennt man, dass es dem Film mehr als nur um eine Geschichte aus dem Kalten Krieg geht. Die eingangs gestellten Fragen, werden hier in der Figur Donovans im Sinne einer unbedingten Geltung der Rechtsstaatlichkeit beantwortet. Die Welt weiß, dass sich die USA nach den Anschlägen vom 11. September 2001 für einen anderen Weg entschieden haben, wovon das Lager von Guantanamo das augenfälligste Zeugnis ist.
In der zweiten Hälfte flacht der Film leider etwas ab. Der Zuschauer sieht Donovan dabei zu, wie er versucht mit der Kälte und den unklaren Zuständigkeiten zwischen der UdSSR und der DDR in Berlin zurechtzukommen. Die DDR-Beamten reden schnarrend und wirken dumm, die Sowjets überdecken mit schmieriger Überkorrektheit, das absolut Böse, das in ihnen vermutet wird. Es ist schade, dass der Film, sich dieser Klischees bedient und kein differenzierteres Bild seiner Nebenfiguren zeichnet. Einige der Dekors in Berlin wirken zudem aufgesetzt wie eine schlechte Theaterkulisse.
Das Drehbuch von Matt Charman wurde von Ethan und Joel Coen überarbeitet, die als Autoren- und Regieteam so großartige Filme „The Big Lebowski“ oder „No Country for Old Men“ hervorgebracht haben. So haben wir nun einen Steven Spielberg-Film mit einigen Coen-Brüder-Momenten. Ein paar skurrile Figuren und Situationen, die den Film auflockern, ihm aber letztlich nicht immer dienlich sind. Einer der seltenen Spielberg-Momente findet sich gegen Schluss, als Donovan durch ein Zugfenster in New York beobachtet, wie junge Leute über Zäune, die mehrere Hinterhöfe voneinander trennen, klettern. Er erinnert sich dabei, wie er in Berlin von der S-Bahn aus beobachteten musste, wie DDR-Bürger versucht haben, die Berliner Mauer zu überwinden und dabei von Grenzern erschossen wurden. Was in New York ein Streich sein mag, endete an der Berliner Mauer tödlich.
Positiv herauszustellen bleibt die schauspielerische Qualität, mit der Tom Hanks den aufrechten und etwas biederen Anwalt Donovan darstellt. Allerdings wird er von Mark Rylance in der Rolle des Rudolf Abel noch übertroffen. Rylance verleiht seiner Figur ein erstaunliches Charisma, das bei aller Stille und Zurückhaltung umso mehr zu beeindrucken vermag.

Bildquelle: wegotthiscovered.com

Sonntag, 1. November 2015

Johnny Depp tiefer gelegt – Rezension zum Film „Black Mass“

Whitey Bulger sitzt mit seinen Jungs an einem Tisch und redet. Er redet mit einer sehr tiefen Stimme. Man hört dieser Stimme an, dass ihr Sprecher sie bewusst tiefer anlegt, als er normalerweise spricht. Es ist die Synchronstimme von Johnny Depp, die man auch von anderen seiner Filme kennt. Aber in „Black Mass“, seinem neuesten Film klingt sie ungewohnt und tiefer als üblich. Diese Tieferlegung der Stimme wird jedoch nicht durch den ganzen Film durchgehalten. Im weiteren Verlauf lässt sie sich nur noch an manchen Stellen hören. Das ist ein wenig eigenartig, aber auch schon das Einzige, was man wirklich an diesem gelungenen Film Scott Cooper kritisieren kann.

Der auf wahren Begebenheiten beruhende Film zeigt den Aufstieg von James J. Bulger zum Chef der Bostoner Unterwelt während der 1970er und 80er Jahre. Dieser Aufstieg wird ermöglicht, weil ein besonders ehrgeiziger FBI-Ermittler die italienische Mafia in Boston zerschlagen will.

„Black Mass“ ist ein klassischer Gangsterfilm, der auch vor Gewaltdarstellungen nicht zurückschreckt. Die Charaktere des Films sind vielschichtig und werden von einem hervorragenden Schauspiel-Ensemble (neben Johnny Depp u.a. Kevin Bacon und Benedict Cumberbatch) überzeugend dargestellt. Zwar reicht der Film nicht an die ersten beiden Filme von „Der Pate“ heran, bietet dafür aber hochqualitative Genre-Kost. Empfehlenswert.